betty on the blog
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Der Triumph

 

Siegreich lenkte der Prinz seinen von vier Pferden gezogenen Wagen in die kleine Stadt. Hocherhobenen Hauptes, sein Lachen strahlte, sein langes Haar glänzte in der Sonne. Die Zügel lagen ihm leicht in der Hand.

 

Das Volk stand am Straßenrand und alle sahen ihm entgegen. Die Gesichter ihm zugewandt, voller Erwartung auf den Moment, da er ihnen am nächsten sein würde. Hinter ihnen, verdeckt von langen Umhängen und Kitteln, standen die Schubkarren mit den Pferdeäpfeln, mancheiner hatte einen Beutel um die Schulter gehängt, gefüllt mit faulen Äpfel und Tomaten.

 

Der Prinz, voll Freude und Liebe im Herzen für sein Volk und in der Gewißheit widergeliebt zu werden, war arglos, als plötzlich ein Ruf ertönte, ein einzelner nur. Und auf dieses Kommando hin griffen alle, ob Mann, ob Frau, ob Kind zu den mitgebrachten Wurfgeschossen und bewarfen den Prinzen mit ihrem Unrat. Da erscholl der Jubel aus tausend Kehlen und die Freude war auf der Seite des Mobs.

 

Der Prinz jedoch wußte nicht wie ihm geschah. Er hatte nichts falsch gemacht. Er hatte den Riesen besiegt und den Drachen getötet. Er hatte die Prinzessin aus dem Turm befreit und den falschen Ratgeber des Landes verwiesen. Selbst die Steuern hatte er gesenkt und den Bäckern ein neues, von ihm selbst entwickeltes Rezept für ein gesünderes Brot gegeben.

 

Nun erstarb sein Lachen, sein Herz brach vor Kummer, seine Knie gaben unter ihm nach, als er Sätze hörte wie: „Hälst dich wohl für was Besseres, Freundchen“ und „Herr von Glanz und Gloria“, und „eingebildeter Fatzke“ und viele solcher Schmähungen mehr als die Meute ihn von seinem Wagen zerrte.

 

Sie banden in an einen Schandpfahl, wo sie ihn hängen ließen, nachdem sie ihm die Kleider genommen und ihn angespuckt und geschlagen hatten. Nachts ließen sie ihre hungrigen Hunde frei.

 

 

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© Bettina Berger